Ironman Regensburg 2012

Unter 10h auf der Langdistanz – der perfekte Tag! Das ist das Fazit nach meinem dritten Langdistanz-Triathlon, den ich am 17. Juni 2012 in Regensburg bestritt. Doch wie kam das Ganze zustande?

Vor dem Wettkampf hatte ich gemischte Gefühle und konnte nicht wirklich einschätzen, was ich drauf habe. Nachdem ich im Frühjahr bis Ende März immer wieder aufgrund von Erkältungen nicht trainieren konnte, lief es mit Beginn des Trainingslagers auf Mallorca ab April besser und ich musste nicht eine Trainingseinheit aufgrund von Krankheit ausfallen lassen. Wenn mal eine Einheit ausfiel, dann war es höchstens wegen der Arbeit (z. B. weil die Schwimmbäder schon gegen 21-22h schließen und man dann ja bis kurz nach 20h da sein muss, was mir nicht immer reichte). Ab April lief es wie gesagt deutlich besser und ich konnte mein mögliches Pensum durchziehen. Wie immer für einen Ironman trainierte ich ohne Trainingsplan und entschied Tag für Tag für was ich zum einen Zeit habe und was mein Körper gerade verkraften kann. Die folgende Tabelle fasst mein Trainingspensum 2012 in Kilometern zusammen. Ich selbst rechne auch die Fahrten zur Arbeit mit, da ich diese zwar immer extrem locker und langsam fahre, aber besser für die Kondition als Autofahren ist es wohl schon – auch wenn es nur 2x acht Kilometer am Tag sind:

Umfang bis Ende MärzUmfang ab AprilSumme
Schwimmen29,8km50km79,8km
Radfahren Freizeit643km640km1283km
Radfahren Rennrad und Zeitfahrmaschine523km2834km3357km
Laufen387km320km707km

Auch wenn es für den Laien nach sehr viel Training aussieht – Als ich diese Auswertung gemacht habe, war ich etwas enttäuscht und wurde unsicher, denn die Umfänge sind in allen Disziplinen geringer als 2011 – vor allem im Schwimmen und Laufen. Dennoch fühlte ich mich auf der anderen Seite generell fit – in wie weit dies aber auch für die Langdistanz gilt, wusste ich aber eben nicht.

Daher viel es mir auch schwer, mir eine konkrete Zielzeit zu setzen – doch irgendwie habe ich mir dann in den Wochen vorher die 10h in den Kopf gesetzt. Doch gerade in Anbetracht der „geringen“ Trainingsumfänge war mir klar, dass ich dafür einen perfekten Tag brauche, denn die für mich realistischen Splits wären dann:

  • 1:20h Schwimmen – Das wäre ungefähr meine Zeit vom letzten Jahr, wo ich zum einen viel mehr vorher geschwommen bin und auch die Zeiten im Training besser waren, doch wo ich auch trotz gutem Gefühl vermutlich viel zu viele Umwege im Langener Waldsee gemacht habe. Für 2012 war mir also klar, dass dies nur bei konzentriertem Schwimmen auf der „Ideallinie“ möglich war. Realistisch hoffte ich, nicht allzu nahe an die 1:30h für die 3,8km zu kommen.
  • 5:20h Radfahren – An das verkorkste Radeln (5:48h) in Frankfurt 2011 wollte ich gar nicht mehr denken, denn ich wusste immer, dass ich mehr kann. Argumente für eine Verbesserung in 2012 waren daneben auch das neue Zeitfahrrad, gutes Training und die Vornahme nicht mehr zu viel zu trinken um statt 5x maximal 1x zum Pinkeln anhalten zu müssen ;-). Daneben sei noch angemerkt, dass Radzeiten nicht gut vergleichbar sind, da hier die Umwelteinflüsse (Wind!) eine große Rolle spielen können. Außerdem hat die Strecke in Regensburg mehr Höhenmeter als die in Frankfurt.
  • 3:20h Laufen – Hier habe ich 2011 die Messlatte mit 3:17h natürlich sehr hoch gelegt. Doch da war es kühl und bewölkt. Daher war mir klar dass dies trotz meiner Laufstärke wohl der schwierigste Teil werden würde, denn im Marathon kann sehr viel passieren und selbst nach guten 35km kann immer noch ein Einbruch kommen, der viele Minuten kosten wird. Für eine gute Zeit sprach auch, dass ich trotz geringem und dabei insbesondere wenigem spezifischem Lauftraining (Tempo, Intervalle) in allen Testwettkämpfen deutlich über meinen Erwartungen bleiben konnte. Für den 17. Juni war in Regensburg gutes, sonniges Wetter angekündigt, was es aber eher schwieriger machen würde. Daher hoffte ich hier unter normalen Umständen um die 3:30h zu laufen.

Kurzum: Mir war klar, dass eine Zeit von unter 10h am perfekten Tag möglich wäre. Doch da ich in der Rechnung oben die Wechselzeiten unterschlagen habe, musste der Tag wirklich perfekt werden. Realistischer erschien mir daher auf jeden Fall eine (deutliche) Verbesserung des 2011er Ergebnisses, d.h. eine Zeit von unter 10:34h (besser unter 10:30h).

Laut einem meiner Bücher über das Triathlontraining wäre eine Zeit von unter 10h nicht möglich. Nicht mal beim Laufen erfüllte ich die Vorgabe. Quelle: „Triathlon Training von Hermann Aschwer“.

Die Woche vor dem Wettkampf gestaltete ich dann deutlich anders. Habe ich in den Vorjahren zwar schon die ein oder andere kurze Trainingseinheit absolviert, habe ich 2012 noch einige zwar eher kurze, doch auch durchaus anstrengende Trainingseinheiten gemacht:

  • Montag: 45km Radfahren, dabei die ersten 40km sehr flott
  • Dienstag: Eine Stunde locker laufen, 30min Schwimmen im See
  • Mittwoch: 20min Schwimmen
  • Donnerstag: Mit dem Zeitfahrrad auf den Königstuhl (30km insgesamt). Dabei die ersten 3km locker gekurbelt. Die letzten 1,5km dann so schnell wie möglich. Oben bin ich dann in 20:59min angekommen, was meiner „Rekordzeit“ im Portal www.koenigstuhlrekord.de entspricht. Damals bin ich von unten bis oben mit Vollgas gefahren – war das daher ein weiteres Argument pro „Sub 10“.

Nach Regensburg sind wir dann am Freitag gefahren, wo ich abends zum ersten Mal auf einer Ironman Pastaparty war. Zum Glück fand diese freitags statt, denn so konnte ich mit halbwegs ruhigem Gewissen voll zuschlagen. Das Essen war zwar nicht besonders gut, doch ich esse einfach viel zu gerne und wollte einfach von allen  Nudel- und Spätzlegerichten probieren.

Samstags sind wir vormittags zum See um das Rad einzuchecken und sind  den ganzen Tag dort am Strand geblieben. Dies empfand ich zwar etwas gefährlich, da so ein Gammeltag ja durchaus schlapp machen kann, doch die regelmäßigen kurzen Schwimmeinheiten im 20°C kalten Wasser hielten meinen Kreislauf auf Trapp und so fühlte ich mich abends noch frisch und fit. Auch sonst machten meine Beine einen guten Eindruck und die Einheiten in der Woche waren gefühlt verdaut.

Nach der traditionellen Pizza, die ich mir vor jedem Wettkampf gönne, hoffte ich auf eine lange nach und guten Schlaf. Doch daraus wurde leider nichts, denn zwar war ich nur leicht nervös, doch da dann auch noch ein paar Störungen dazu kamen, schlief ich am Ende nur 3-4 Stunden. Gründe dafür waren:

  • Unser Zimmer war im 1. Stock direkt über dem Haupteingang
  • Dort standen bis nach 24h immer wieder Raucher, die sich unterhielten
  • Da es sehr warm war, musste wir das Fenster auflassen
  • Dazu kamen immer wieder ankommende Autos mit zuknallenden Türen etc.
  • Irgendwann trugen zwei Katzen einen Kampf aus, wobei sie so laut schrieen (oder fauchten?), dass ich aufwachte in der Angst, dass diese gleich im Zimmer weiterkämpften
  • Ab 3h machte sich das Team von der Zeitmessung, das zufällig das gleiche Hotel hatte, auf den Weg. Diese fühlten sich auch als offizieller Ironman-Weckservice, da nach dem 100. Mercedes-Sprinter-Tür-Auf-Und-Zu-Ziehen und 25x Ruf „Hast du X schon eingepackt“ auch der letzte Athlet aus unserem Hotel wach war.

Das alles war zwar ziemlich nervig, doch erholt und wach fühlte ich mich trotzdem. Es war halt einfach nur nervig wach dazuliegen statt zu schlafen.

Die Fahrt zum See verlief dann gut und wir waren nach 10min auf dem Parkplatz in Neutraubling von wo aus wir nach ein paar Minuten an der immer voller werdenden Shuttlebus-Haltestelle entschieden die 2km zum See zu gehen. Dabei war schon klar dass das Wetter gut werden wird, denn es war trotz der frühen Stunde schon recht warm und auch nicht zu bewölkt.

Dort angekommen bereitete ich in aller Ruhe mein Rad vor, pumpte erstmals Luft nicht mit meiner eigenen Pumpe auf (was gut ging, da es genug Pumpen vom Veranstalter gab) und erledigte den obligatorischen Gang zum Toi Toi. Als ich gegen 6:40h meinen Neoprenanzug anzog waren die meisten Athleten schon beim Einschwimmen im See doch auch mir reichte es danach noch locker.

Beim Vorbereiten des Rades am Morgen

Neoprenanzug anziehen

Das Schwimmen selbst wurde mit einem Landstart gestartet. Ich sortierte mich im weniger vollen Bereich ganz rechts ein. Die Schwimmstrecke bestand aus einem großen unten, d.h. am Start offenen Rechteck, das zunächst außen im Uhrzeigersinn zu 3/4 umrundet werden musste, es es dann innen gegen den Uhrzeigersinn zurück ging. Die ersten Meter beim Schwimmen gingen dann relativ gut, doch als das Feld dann nach ca. 200m komplett links an der ersten Boje vorbei musste, wurde es sehr eng und so blieb es auch für die nächsten 2000m. Vor allem an den Wendepunkten war es extrem eng und ich konnte nie wirklich einen Rythmus finden. Ich will mir hier auch gar nicht vorstellen, wie eng das Ganze ist, wenn der Wettkampf ausverkauft ist, denn so waren nur knapp über 1000 von 2000 möglichen Teilnehmern am Start. Leider schaffte ich es auch immer wieder hinter den gleichen Schwimmer zu kommen, der jedes Mal wenn es eng wurde auf Bruststil wechselte und mir so einmal voll auf die Finger getreten hat. Zum Glück merkte ich das nur kurz – nervig war es trotzdem, vor allem da ich ihn immer wieder knapp vor mir sah.

Schwimmen

Irgendwo da bin ich mittendrin

Als ich dann das Rechteck außen umrundet hatte, was ca. etwas mehr als der Hälfte der Schwimmstrecke entsprach, sah ich zu meiner Erleichterung dass ich gerade mal 38min unterwegs war. Da das Schwimmen zwar unrythmisch, aber dennoch scheinbar „relativ“ schnell war, wusste ich dass ich zumindest unter 1:20h bleiben werde. Positiv hinzu kam, dass es dann auf der zweiten Hälfte deutlich ruhiger wurde und ich endlich konzentriert schwimmen konnte. Aus dem Wasser bin ich dann letztlich hochzufrieden in 1:14h. So war mir bewusst dass ich die bei der obigen Hochrechnung unterschlagene erste Wechselzeit schon kompensiert hatte. Für das wenige Schwimmtraining ist eine Verbesserung um 7min im Vergleich zum Vorjahr absolut super. Auch wenn ich weiterhin sehr zufrieden war, musste ich im Nachhinein erschrocken feststellen, dass in meiner Altersklasse von 67 Athleten gerade mal 6 noch langsamer waren als ich. Hier habe ich also definitiv weiter Verbesserungspotenzial.

Der erste Wechsel war dann nicht unbedingt super schnell – unter anderem auch da ich mich aufgrund meiner Probleme mit dem Leistenbruch beim Ironman Frankfurt 2011 dafür entschieden habe, diesmal mit echter Radhose zu starten – doch alles in allem sehr konzentriert und ich konnte alle Kleidungsstücke gut anziehen.

Auf dem Rad nahm ich gleich ein gutes Tempo auf und ich überholte – wie immer als schlechter Schwimmer – zunächst nur. Die Radstrecke bestand aus zwei Runden bei der die ersten 30km jeweils stetig bergauf gingen (ca. 500Hm) ehe 60 flache Kilometer mit ein paar kleineren Anstiegen folgten. Insgesamt waren 1400Hm auf den 180km zu absolvieren.

Auch bergauf kurbelte ich flott und fragte mich fast, ob ich nicht etwas zu schnell unterwegs war, doch ein klein wenig wollte ich auch riskieren und bin daher einfach so weitergefahren. Auf der ersten Abfahrt habe ich dann mit 75km/h eine neue persönliche Höchstgeschwindigkeit aufgestellt, was mich sehr überraschte, da ich im Training mit dem Zeitfahrrad eher langsamer war als mit dem Rennrad. Im Wettkampf schaltet das Gehirn aber scheinbar doch immer wieder um und blendet „Achtung Aufpassen“-Gedanken geschickt aus. Überholt habe ich bergab trotzdem niemand.

War es zu Beginn des Radfahrens noch leicht bewölkt und somit durchaus angenehm, kam gegen 10h, also 3 Stunden nach dem Start, auch die Sonne raus und es wurde wärmer. Zwar machte das beim Radeln nicht viel aus, doch in Gedanken auf einen schnellen Marathon war das nicht gerade ein Argument „Pro 3:20h“ ;-).

Die Hälfte der Radstrecke passierte ich genau unterhalb der Walhalla in genau 2:33h, was einem Schnitt von ca. 35km/h entsprach. Hochgerechnet wäre dies eine Zeit von 5:06h – also deutlich unter meiner Zielzeit von 5:20h. Das neue Fahrrad hatte sich also gelohnt. Und hatte ich auf der ersten Runde noch etwas schwere Beine – vor allem bei den Anstiegen – war dies auf der zweiten Runde weg. Zwar überholte ich auch auf der dieser Runde im bergigen Teil viel, doch scheinbar war ich hier schon etwas langsamer unterwegs. Nachdem ich quasi auch schon die gesamte Raddauer aufs Klo musste, erledigte ich das auch irgendwo im bergigen Waldteil, wobei meine GPS Uhr leider auf Pause schaltete, was mir später noch fast zum Verhängnis werden sollte, da die Pinkelzeit so in der Gesamtzeit auf meiner Uhr fehlte.

Auf dem Rad bei Kilometer ca. 110

Im flachen Teil auf der zweiten Runde gab ich weiterhin Gas, doch war ich hier weiter nicht mehr so schnell wie auf der ersten Runde und mir war klar, dass ich es nicht mehr schaffen werde den Schnitt – der im bergigen Teil von 35 auf 34km/h gesunken war – zurück auf 35km/h zu erhöhen, denn ich war immer nur mit genau den 35km/h unterwegs, was dafür zu wenig ist. Was mich auf diesem flachen Teil nervte, war dass sich hinter mir eine Gruppe gebildet hatte, von der ich mir einbildete dass sie vor allem zu mir nicht den vorgeschriebenen 10m Abstand einhielten. So versuchte ich immer wieder etwas wegzukommen, was mir leider nicht gelang. Dazu kam auch, dass wie übrigens auch auf der ersten Runde gefühlt immer leichter Wind von vorne wehte. Zwar nicht sehr stark, doch förderlich war es nicht.

Nach Kilometer 150 wurde mir dann plötzlich etwas schwindelig und ich machte mir ernsthaft Sorgen um den Marathon. Daher nahm ich etwas Tempo raus, verpflegte mich gut mit – erstmals – einer Flasche Cola (leider war die mit Wasser verdünnt), nahm eine Salztablette und hoffte auf Besserung, die sich langsam einstellte. Dennoch überholten mich auf den letzten Kilometern, die übrigens besonders windig waren noch einige Athleten. Überzockt hatte ich aber aus meiner Sicht sicher nicht, wenngleich ich meist flott unterwegs war. Als ich dann Richtung zweiter Wechselzone rollte, war auch der Schwindel weg. Mit einer Gesamtradzeit von 5:16h war ich dann auch sehr zufrieden, auch wenn die zweite Runde etwas langsamer war. Immerhin hatte ich auch die zweite Wechselzeit, die in meiner 10h-Rechnung fehlte somit rausgefahren und konnte mich auf der letzten Radstunde im Nachhinein betrachtet sogar noch etwas erholen.

So ging ich nach einem erneuten konzentriertem aber nicht schnellen Wechsel nach 6 Stunden und 39 Minuten auf die Laufstrecke. Bisher war ich also in Anbetracht an mein Idealziel voll im Plan, wenngleich ich auch aufgrund der mittlerweile aufgekommenen Hitze skeptisch war, einen Marathon in 3:20h laufen zu können – auch wenn das Laufen meine absolute Stärke ist. Ein Marathon in 3:20h bedeutet übrigens eine Zeit von ca. 4:45 Minuten pro Kilometer.

Doch schon zu Beginn beim Laufen ging es ziemlich gut los. Ich eierte gar nicht und fand sofort in einen flüssigen Laufstil. Dass ich außer auf Mallorca, wo ich 3x nach dem Radfahren zum Auslaufen noch jeweils locker 3-4km Joggen war, und beim Darmstadt Triathlon keinen einzigen Koppellauf (d.h. einen Lauf direkt im Anschluss an eine Radeinheit) gemacht habe, merkte ich keine Sekunde. Ich musste mich auch immer wieder bremsen, denn wie das im Triathlon so üblich ist, kommt man sich nach dem Radfahren, wo man verhältnismäßig schnell übers Land fährt, zunächst stets sehr langsam vor. So ganz gelang es mir nicht, denn die ersten 2 Kilometer lief ich jeweils knapp über 4 Minuten, also viel zu schnell. Die Laufstrecke bestand aus einem Vier-Rundenkurs, bei dem jede Runde eine große Acht darstellte. Jeweils eine Hälfte ging um einen Weiher durch einen Park und die andere Hälfte durch die Regensburger Altstadt und bei beiden Teilen immer in der Nähe der Donau.

Auf der ersten Laufrunde

Nach zwei Kilometern gelang es mir allmählich die geplante 4:45er Pace einzupendeln, auch weil es schon etwas härter wurde. Schön war auch, dass ich langsam auch in einem Triathlon zumindest etwas weiter vorne mitlaufe, denn vor allem auf der ersten Runde war ich teilweise ziemlich alleine unterwegs. Im weiteren Verlauf wechselten sich dann permanent ein Hungergefühl mit einem (sehr leichten) „Ich-kotz-gleich“-Gefühl ab, denn trotz dem immer wieder leichten Hungergefühl kam ich mir unglaublich vollgefressen vor. Da aber ein Hungerast das Aus aller 10-Stunden Träume bedeuten würde, versuchte ich bei allen Verpflegungsstationen auch in irgendeiner Weise Kohlenhydrate in Form von Gel, Cola, Energydrink oder Salzstangen zu mir zu nehmen. Überhaupt waren die Verpflegungsstationen für mich immer recht stressig, denn zunächst musste ich mir aufgrund der Hitze Wasser überleeren, dann Wasser und Cola trinken und am Ende jeder Station durfte ich die kalten Schwämme zur weiteren Kühlung nicht vergessen.

Gegen Ende der zweiten Runde kurz vor der Halbmarathon-Marke. Schon etwas erschöpfter.

Nachdem ich auf der zweiten Runde etwas langsamer wurde als auf der ersten, schaute ich bei der Halbmarathon-Marke zum ersten Mal seit Beginn des Laufes wieder auf die Gesamtzeit. Zwar war ich weiter im Plan, doch ein erster Halbmarathon von 1:40h bedeutete, dass ich genau das wiederholen musste um unter 10h zu bleiben, wovon ich nicht mehr überzeugt war, dass ich das schaffen würde. Sehr cool fand ich hier auch ein kurzes Gespräch mit Zweitplatzierten Michael Raelert, dem 2-fachen Ironman 70.3 Weltmeister, der mich hier am Ende meiner zweiten Runde und kurz vor seinem Zieleinlauf überrundete. Als er neben mir war und ich merkte, dass er nicht viel schneller war als ich, nahm ich sein Tempo auf (ziemlich exakt ein 4er Schnitt) und fragte ihn wie zufrieden er mit  seiner Ironmanpremiere war. Nachdem ich in der Vorwoche seinen Bruder Andreas bei der Kraichgau Challenge noch mit absolutem Tunnelblick über die Strecke fliegen sah, hatte ich höchstens mit einem Daumen hoch oder Daumen runter gerechnet. Doch stattdessen ging er darauf ein, sagte mir dass er nicht ganz zufrieden sei als Zweiter. Als ich anmerkte, dass er ja auch am Ende seines ersten Marathons noch locker reden kann und es daher ja nicht so schlimm sein kann, erwiderte er nur lachend dass ich ja auch noch sprechen kann, woraufhin ich ihn ziehen ließ. Auch das macht wieder deutlich was für ein cooler Sport Triathlon ist, da man hier mit den „großen“ Stars hautnah in einem Wettkampf startet.

Doch zurück zum Lauf. Da es wie gesagt immer härter wurde – ich hatte zwar keine schweren Beine, kein Seitenstechen sondern war einfach nur erschöpft – vor allem auf den Abschnitten in der Sonne, stellte ich mich gedanklich schon auf eine Zeit knapp über 10h ein. Doch dann schloss ich mich zum Glück mit einem ähnlich alten Athleten zusammen, der die ganze Zeit um mich herum unterwegs war. Wie immer überholte ich auch beim Marathon quasi die ganze Zeit (selbst wurde ich glaube ich nur von Leuten überholt, die mich überrundeten) und so passte es mir ziemlich gut, dass hier ein Läufer mit meinem Leistungsvermögen unterwegs war, denn zusammen konnten wir uns gut motivieren. So liefen wir die 3. Runde ziemlich oft Seite an Seite. So wurde ich wieder ziemlich optimistisch, dass es mit der Zeit von unter 10h klappen könnte – immer vorausgesetzt, dass nichts mehr schlimmes passiert und ich weiter unter 4:45min pro Kilometer bleiben konnte.

Seite an Seite

Synchronlaufen Teil II

Synchronlaufen Teil III

Synchronlaufen Teil IV

So gab ich auf der letzten Runde noch mal alles und verlor leider meinen Mitläufer. Die Hochrechnungen sagten mir immer, dass es klappen könnte, doch leider sagten sie auch, dass es knapp werden würde und hier wurde mir nun zum Verhängnis, dass ich nicht wusste wie lange die Pinkelpause wirklich war. Waren es 30 oder 60 Sekunden? Das konnte absolut wichtig sein, denn auch wenn 30 Sekunden mehr oder weniger erstmal so klingen, als könnte man die immer „rauslaufen“, ist das am Ende eines Ironmans nicht so einfach. Und über eine Zeit von 10:00:10h hätte ich mich echt geärgert.

Noch 7 Kilometer

So lief ich die letzten Kilometer was geht und war dann immer mit ca. 4:40min/km unterwegs. Auf der Zielgeraden suchte ich dann überall die Uhr mit der Gesamtzeit, da meine Stoppuhr schon 9:59h anzeigte. Als ich sie fand, war ich fast im Ziel und mir war klar es hat gereicht – 9:59:40h. Wie immer wenn ich mir so was vornehme knapp, aber mehr war echt nicht drin. Auch wenn es nach der Prognose fast so aussieht, als sei es geplant und kontrolliert gewesen – das war es nicht! Die 9:59:40h waren ganz sicher das maximal mögliche an diesem – perfekten – Tag. Der absolute Hammer.

Endlich im Ziel – Und die Uhr ist noch unter 10h!

Grins!

Es ist geschafft.

Insgesamt belegte ich damit ich unter 1058 Teilnehmern den 128. Platz. In meiner Altersklasse wurde ich 14. von 67  – wobei ich mich zwar langsam an die Hawaii-Qualiplätze nähere (2 gab es in meiner AK), doch leider doch noch zu weit weg bin, damit das Ganze in absehbarer Zeit realistisch wird.

Unmittelbar nach dem Wettkampf ging es mir dann wesentlich besser als bei den beiden vorherigen Ironman Wettkämpfen. So konnte ich sofort zu meiner Freundin und zu meinen Eltern um gleich ausführlich zu berichten, konnte 2l Cola-Mix runterpumpen, mehrere Wurstbrote und Wassermelonen essen und auch bei Facebook etwas prahlen ;-).

Fahrradparkplatz in der zweiten Wechselzone

Anschließend sind wir recht bald Richtung Heimat gefahren, um nach einer Stunde Fahrt in der Nähe von Ansbach hinter Nürnberg auf einem Autohof mit einem coolen Trucker Diner-Restaurant wo wir uns bei einem fetten Hamburger das Deutschland-Dänemark Spiel ansahen. Nach dem 2:1 Sieg kamen wir an einem perfekten Tag gegen 0:15h zu Hause an.

Am nächsten Tag hatte ich zwar etwas Knieschmerzen, und auch der Sonnenbrand den ich mir trotz Eincremen vor dem Start und auf der Laufstrecke holte, brannte noch ziemlich  – doch ansonsten ging es mir ziemlich gut. Kaum Muskelkater, nur etwas Knieschmerzen. Vor allem im Vergleich zum Heidelberger Halbmarathon, wo ich danach kaum Treppen runter gehen konnte.

Was bleibt noch zu sagen?

  • Gegessen habe ich am Morgen zwei Honigbrötchen und zwei Banenen. Kurz vor dem Wettkampf einen Muffin. Auf dem Rad alle 20-30 Minuten ein Gel oder Riegel. Auf der Laufstrecke ca. 4 Gels und 2-3 kleine Stücke Bannen.
  • Im dritten Jahr in Folge mit höherem Arbeitspensum und damit geringerem Trainingspensum die Bestzeit wieder um ca. 30min verbessert. Super!
  • Schwimmen lief für mich super. Da hat es sich wohl gelohnt dieses Jahr 2x die 3800m vorher am Stück zu schwimmen (einmal im Hallenbad und einmal im See).
  • Das Zeitfahrrad hat sich absolut gelohnt – vor allem weil es auch einfach mehr Spaß macht als auch dem „langsameren“ Rennrad.
  • Auch das bessere Radtraining hat sich gelohnt. Vermutlich auch dass ich mehr in Deutschland und dafür lockerer und weniger auf Mallorca trainiert habe.
  • Trotz kaum Tempotrainining und nur ein paar langen Läufe, dabei nur einer über 3h, habe ich es wieder geschafft, eine gute Marathonzeit zu laufen. Was wäre da mit etwas mehr Qualität (nicht Quantität) im Training drin gewesen!?!
  • Für das Schreiben dieses Berichts habe ich fast länger gebraucht, als für den Ironman ;-).

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