Ironman Germany 2010

Nach gefühlten 100 Fahrten auf der A5 Richtung Frankfurt innerhalb von einer Woche (Traingsfahrt auf der Radstrecke, Testschwimmen, Startunterlagen etc.) ging es am 4. Juli 2010 um 4h morgens das vorerst letzte Mal diese Strecke entlang. Ja, so früh mussten wir losfahren, damit ich bis zum Start meines ersten Ironmans um 7.00h alles fertig hatte.

 

Meine Aufregung in den Tagen vor dem Rennen hielt sich glücklicherweise in Grenzen. Der Ironman wirrte war zwar permanent in meinem Kopf umher – allerdings war dies eher eine Vorfreude und keinesfalls Nervosität. So konnte ich auch das Geburtstagsgeschenk des DFBs am 3.7. beim 4:0 Sieg über Argentinien noch voll genießen.

 

Als Spätinsbettgeher schlief ich in der sehr heißen Nacht dann leider aber doch ziemlich schlecht ein und so hatte ich gerade mal knapp 3,5h geschlafen als der Wecker um 3h klingelte. Nach einem kurzen Frühstück mit mehreren ungetoasteten Marmeladentoasts ging es dann wie schon geschrieben um 4h auf die Autobahn. Als wir in Langen von der Autobahn fuhren, war nichts von den befürchteten Staus zu sehen und wir konnten problemlos bis auf den Parkplatz am Langener Waldsee fahren. Von dort aus ging es dann zum Rad, das ich am Vortag eingecheckt hatte, um alles final vorzubereiten (Reifen aufpumpen, Kleidung richten etc.).

 

Nachdem das alles erledigt war und ich noch eine Weile am Zaun der Wechselzone bei meiner Freundin sowie in der Schlange zu den Dixiklos verbracht hatte, ging ich rechtzeitig zum Schwimmstart. Wie in den Tagen vorher im Internet heiß diskutiert, musste diesmal ausnahmsweise ohne Neoprenanzug geschwommen werden, da sich der See aufgrund der hohen Temperaturen in der Woche vor dem Ironman auf über 24,5°C erhitzt hatte. Da man mit Neoprenanzug vor allem als schlechter Schwimmer deutlich schneller schwimmt, war dies sicher ein Nachteil für mich. Doch klar – die anderen Athleten haben natürlich die gleichen Bedingungen und so war dies kein wirkliches Problem für mich. Außerdem hatte ich mir natürlich extra zum ersten Mal die Beine rasiert ;-).

 

Als schlechter Schwimmer ordnete ich mich natürlich recht weit hinten im See ein, denn ich erhoffte mir so ein ruhiges Schwimmen ohne allzu großes und allzu langes Gedränge im Wasser. Doch Pustekuchen – schon beim Losschwimmen nach dem Start ging es zunächst kaum voran, da sich die 2000 Schwimmer irgendwie in Bewegung setzen müssen. Daher dauerte es eine ganze Weile bis ich überhaupt mal in einer Bewegung war, die man halbwegs als Schwimmen bezeichnen könnte. Die ganze restliche Zeit der ca. 2100m langen ersten Runde kam ich kaum in einen echten Rhythmus, da ich permanent auf andere Schwimmer aufschwamm, was für mich doch sehr ungewöhnlich ist, da ich sonst bei Triathlons nur überholt werde ;-). Daher startete ich die ca. 1700m lange zweite Runde nach dem kurzen Landgang dann bewusst sehr weit außen (also weit weg von der Ideallinie). So konnte ich die zweite Runde zu einem großen Teil zwar etwas abseits vom Feld, dafür überholend und gleichmäßig durchschwimmen. Erst gegen Ende des Schwimmens wurde es wieder dichter und ich musste häufiger in eine Art stehendes Brustschwimmen wechseln, um nicht in die Vordermänner zu geraten. Nach 1:33h beendete ich das Schwimmen. Trotz Neoverbots langsamer als erhofft. Doch da dies vor allem dadurch zustande kam, dass ich auch aufgehalten wurde, ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen, denn immerhin war das Schwimmen bis auf etwas erschöpfte Schultern kaum anstrengend gewesen.

 

Der erste Wechsel dauerte mit knapp mehr als 6 Minuten auch etwas länger als erhofft, denn es dauert einfach eine Weile bis der ganze Sand an den Füßen vom Weg ins Wechselzelt mit einem Handtuch abgerubbelt ist.

 

Das Radfahren begann ich dann bewusst sehr locker und so überhole ich zwar permanent Athleten, wurde aber selbst auch immer wieder überholt. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt noch sehr freundlich – es war bewölkt und entgegen der hohen Temperaturen der Vortage recht angenehm. Da ich mir permanent bewusst war, dass ich am Ende des Tages noch einen Marathon laufen musste, gestaltete ich das Radfahren durchgehend locker. Als ich nach der ersten Runde wieder durch Frankfurt kam, war ich mit einem Schnitt von ca. 32km/h unterwegs. Diesen Schnitt wollte ich dann im weiterhin ruhigen Tempo auch auf der zweiten Runde durchhalten, um auf jeden Fall eine Radzeit von unter 6 Stunden zu erreichen. Dies gelang mir auch gut. Vor allem von meinem ruhigen Puls war ich zu diesem Zeitpunkt, als ich schon weit mehr als 100km Radfahren (und das Schwimmen) hinter mir hatte, überrascht, denn ich fuhr stets im Bereich von 130-150 Schlägen die Minute, was sehr weit unter meiner Laktatschwelle von 184bpm war.

 

Gegen Ende des Radfahrens bekam ich schließlich doch noch erste leichte „Probleme“ in Form von Seitenstechen. Beim Radfahren behinderte das zwar nicht, doch ich sorgte mich nun etwas ums Laufen, denn dort kann ich Seitenstechen gar nicht gebrauchen. Auf den letzten rollenden Kilometern vor und in Frankfurt, lichteten sich schließlich auch die Wolken und so kam es rechtzeitig zum Laufen doch noch zu höheren Temperaturen und Sonnenschein. Insgesamt benötigte ich für das 185km lange Radfahren knapp 5:35h, also für eine ruhige Fahrt eine ganz brauchbare Zeit. Bisher ging der Tag recht schnell und locker vorbei. Es war also weder wirklich hart noch in irgendeiner Art langweilig.

 

Nach insgesamt 7:16h ging es dann schließlich auf den abschließenden Marathon. Hier hatte ich im Vorfeld noch leichte Zweifel, ob ich gut durchkommen werde, denn in den vier Wochen vor dem Wettkampf bin ich in insgesamt drei Laufeinheiten sage und schreibe insgesamt knappe 20km gelaufen bin, da ich bei der ersten dieser drei Laufeinheiten das Gefühl hatte, meine Knieprobleme kommen wieder. Und so wollte ich vor dem Ironman meinem Knie nicht weiter schaden. Doch glücklicherweise machte ich mir nach dem Absteigen vom Rad keine Gedanken mehr um mein Knie.

 

Gewarnt von den Erfahrungen den Marathon bloß nicht in irgendeiner Euphorie zu schnell anzugehen, nahm ich mir natürlich vor, langsam loszulaufen. Doch irgendwie ging das kaum und so lief ich die ersten Kilometer in Zeiten von deutlich unter 5min/km an – und kam mir wirklich locker dabei vor. Außerdem wusste ich natürlich dass bei einem 3:44er Marathon eine Zeit von unter 11h winkte. Glücklicherweise verschwand das Seitenstechen nach dem Wechsel vom Rad zum Laufen erstmal – das viele Gel etc., das ich beim Radfahren gegessen hatte, hatte sich scheinbar beim Wechsel in eine aufrechte Position in meinem Magen erstmal scheinbar gelegt.

 

Nach 1.5km passierte ich zum ersten Mal meine Freundin und meine Eltern und stellte überrascht fest, dass noch viele andere meiner Freunde hier waren – eine wirklich positive und vor allem motivierende Überraschung.

 

Die erste von vier 10,5km langen Runden lief ich gefühlt locker in knapp 50min. Ich war also auf Kurs zur „Sub11“. Allerdings kam auf der zweiten Runde dann leider das Seitenstechen zurück – dies störte mich ernsthaft, obwohl ich vorerst weiter Zeiten unter 5min/km laufen konnte. Die zweite Runde und damit den ersten Halbmarathon beendete ich in knapp unter 1:45h – also trotz Seitenstechen zufrieden stellend.

 

Die Runden drei und vier waren dann einer ständiger Wechsel aus Seitenstechen, kein Seitenstechen und dem Gefühl „sicher kommt gleich wieder das Seitenstechen“ ;-). Meine Kilometerzeiten wurden zwar weiter langsamer, dennoch blieben sie permanent unter 6min/km und das Rechnen bei jedem Kilometer ergab, dass eine 11h Zeit genau drin sein wird. Und da mein Hauptproblem ja nicht allgemeine Erschöpfung oder schwere Beine waren, sondern „nur“ Seitenstechen, das ja auch einfach mal verschwinden kann, war ich zuversichtlich, nicht weiter einzubrechen. Außerdem motivierte es immer wieder, seine Angehörigen auf jeder Runde zu treffen. Mein Puls blieb übrigens auch beim Laufen permanent bei 150 Schlägen die Minute, also sehr viel ruhiger als gedacht.

 

Die letzte Runde war dann noch mal hart, da das Seitenstechen trotz Konzentration auf ruhige Atmung und „Bauchdrücken“ nicht verschwand. Doch es war gut zu wissen, so weit gekommen zu sein – und das ohne die befürchteten Knieschmerzen. An jeder Stelle der Strecke dachte ich froh, dass ich hier jetzt nicht noch einmal zum fünften Mal lang muss.

 

Die Hochrechnungen meiner Endzeit, die ich im Gegensatz zu so manchen reinen Marathon noch machen konnte, ergaben weiterhin, dass es ziemlich exakt auf 11h rauslaufen wird – wohl eher ein paar Sekunden drüber. Doch leider war ich dann doch zu erschöpft, um noch mal ernsthaft Tempo aufzunehmen. So lief ich mein Tempo weiterhin durch, denn auch eine Zeit von über 11h erschien mir akzeptabel. Konkret dachte ich mir immer wieder, dass ich bei meinem ersten Marathon, den ich unter 3h laufen wollte, schon das brutale Glück hatte, dieses Ziel mit 2:59:59h erreicht zu haben – und da ich dieses Glück schon einmal hatte, wollte ich es gar nicht unbedingt ein zweites mal haben ;-). Schließlich – so dachte ich weiter –zählt beim Ironman das Ankommen mehr als die tatsächliche Zeit.

 

Am Ende ging dann alles sehr schnell. Plötzlich war ich doch schon auf Höhe des Römers, bog in den Zielkanal ab, erhaschte irgendwo im Publikum meine Freundin, Eltern und Freunde – und dann war ich auch schon da. Im Ziel. Der erste Ironman war vorbei. In einer Zeit von 11:00:17h. Insgesamt erreichte ich den 611. Platz von 2075 Männern im Ziel. In meiner Altersklasse war es der 54. Platz unter 122 ebenfalls Mitzwanzigern. Für eine Hawaii-Qualifikation muss ich mich hier nur noch um knapp 48 Plätze steigern ;-). Nicht wirklich realistisch für die nächsten Jahre.

 

Nachdem ich kurz nach dem Ziel meine Angehörigen traf, wurde mir langsam übel, was nach etwas Gehen und einer kurzen Ruhepause im Sanitätszelt dann doch schnell wieder verging. Ansonsten überlebte ich das Ganze recht gut. Am nächsten Tag fühlte es sich einfach nur an, wie nach einem harten reinen Marathon – und nicht schlimmer.

 

Im Rückblick muss ich feststellen, dass das alles ganz schön schnell vorbei ging. Denkt man gar nicht bei einer Dauer von 11h. Gerade der Marathon kam mir sehr kurz vor – kürzer als die üblichen reinen Marathons. Mit meiner Zeit bin ich natürlich auch zufrieden. Klar, 17 Sekunden wurmen leicht, aber was soll’s – ich kam an. Auch wenn ich diese 17 Sekunden nicht schneller sein konnte, war es doch nicht so hart wie man sich es sich vorstellt – da ich locker geschwommen und geradelt bin, war es gefühlt eigentlich „nur“ ein etwas härter Marathon ;-).

 

Das Seitenstechen hing – so meine Vermutung – damit zusammen, dass ich beim Radfahren zu viel gegessen hatte. Hier nahm ich strikt alle 20 Minuten ein Gel oder etwas vergleichbares Festes zu mir. Diese Menge hatte ich mir vorher errechnet, doch vielleicht war die Rechnung (bzw. die benötigte Kalorienmenge pro Stunde) falsch und ich sollte ich bei der nächsten Langdistanz die Dauer zwischen zwei „Mahlzeiten“ etwas verlängern, um meinem Magen die Zeit zum Verdauen beim Radfahren zu geben, damit er das nicht beim Laufen nachholen möchte.

 

An dieser Stelle nochmal ein großes „Dankeschön“ an alle meine Freunde, die vor Ort waren! Es war wirklich ungemein motivierend zu wissen, dass ich Euch gleich wieder begegne und dann den nächsten Schub für die nächste Runde mitnehmen kann. Ihr wart spitze!

 

 

Ironman Germany 2010
Ironman Germany 2010

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