Der späte Ironman 2014 Ende September erlaubte es mir Ende Mai wieder den vollen Mannheim Marathon zu laufen ohne dass ich irgendwelche negativen Auswirkungen in der Ironman Vorbereitung zu befürchten hatte. Bei der Anmeldung im Januar war daher auch mein Ziel meine bestehende Marathon-Bestzeit von 2:56:32h zu unterbieten. Zwischen dem Heidelberger Halbmarathon und Ende Mai dümpelte mein Training aber leider so vor sich hin.
Trainiert habe ich schon, allerdings nicht so viel wie ich wollte. Inklusive zwei Wochen Famlien-/Trainingsurlaub auf Mallorca kam ich nach dem Heidelberger Halbmarathon auf ca. 2000km Rad (davon 500km Arbeitsweg), was gar nicht so schlecht ist. Geschwommen bin ich 5km :-), also quasi nicht, und gelaufen nur 260km – das sollte ich eher in 2-3 Wochen und nicht in 9 Wochen laufen. Die Laufleistung sprach also nicht für eine neue Bestzeit. Vor allem beunruhigte mich, dass ich auch nach jedem noch so popeligem 1h-Lauf am nächsten Tag Muskelkater hatte. So ging es mir auch bei den zwei langen 3h-Läufen, die ich innerhalb von 4 Tagen in der Vorwoche des Marathons noch gemacht habe bzw. musste, um zumindest zwei lange Läufe gemacht zu haben. Da taten mir nach 10km jeder Schritt weh, doch da es ab da nicht schlimmer wurde, habe ich die Läufe durchgezogen.
Da es mit der neuen Bestzeit wohl nichts werden würde, wollte ich es dennoch probieren oder besser riskieren auf eine Zeit von genau 3 Stunden loszulaufen – notfalls, so mein Plan, breche ich halt ein und laufe es irgendwie locker zu Ende. Dafür sprach auch meine von mehreren Läufern bestätigte Formel „Zeit Heidelberger Halbmarathon x 2 = Zeit Mannheim Marathon“. Und da bin ich mit knapp über 1:30h ungefähr bei 3h.
Daher ordnete ich mich im ersten Startblock ein und wollte mit einem 4:15er Kilometerschnitt loslaufen. Das ging sogar gut und die ersten 21km konnte ich sogar in einem konstanten 4:10er Tempo laufen. Beim Halbmarathon war ich nach ca. 1:28h. Wäre ich nur den Halbmarathon gelaufen, wäre das Tempo definitiv zu locker gewesen, so gut fühlte ich mich. Da ich dabei auch noch vergeblich auf die schweren Beine aus dem Training wartete, begann ich immer mehr zu glauben, dass ich es tatsächlich schaffen könnte. Etwas zuvor, so bei km 14, bekam ich aber leider schon Hunger und begann ab da bei allen Verpflegungsstationen auch zu Essen und nur noch süße Getränke zu mir zu nehmen. Das war sicher auch ein Zeichen des geringen Trainings, denn in besserer Form hätte ich eine bessere Fettverbrennung und sicher noch kein Hunger bekommen.
Nach ungefähr 25 Kilometern führte die Strecke nach dem Luisenpark zurück auf die Strecke des gleichzeitig gestarteten Halbmarathon. Zwei Kilometer mussten von da an zusammen mit den Halbmarathonläufern gelaufen werden, die deutlich langsamer waren als ich. Ich musste mich daher ziemlich zur die Läufermassen kämpfen, weshalb ich etwas langsamer wurde, doch ich hatte ja genug Puffer auf meine Wunschzeit.
Als es auf die Brücke nach Ludwigshafen ging, wurde ich langsamer. Die kurze Steigung hoch (ca. 18 Höhenmeter 🙂 ) war das noch ok, doch als wieder flach war und ich langsamer blieb (4:30min/km), dämmerte es mir, dass mein zwischenzeitlich gereifter Optimismus mich vielleicht doch getäuscht hat. Kurz später – noch immer auf der Brücke – bekam ich auch plötzlich Bauchkrämpfe und das dringende Bedürfnis aufs .. gehen zu müssen. Irgendwie schaffte ich es bis nach Ludwigshafen, doch dort steuerte ich das nächste Dixi an. Eine Premiere in meinem 27. Marathon :-).
Danach konnte ich noch mal 1-2km fast das für 3h notwendige 4:15er Tempo laufen, doch danach, so nach 30/31 Kilometern ging nix mehr. Die Bauchschmerzen und das Bedürfnis auf .. zu gehen wurden schlimmer und ich war auch körperlich schon ganz schön angeschlagen. Hier gab ich quasi auch auf und wollte einfach nur noch „locker“ ins Ziel laufen, denn wenn es unter 3h nicht klappen sollte, dann war es mir egal ob ich 3:02h, 3:10h oder noch langsamer laufe. Auch langsames Laufen war von da an nicht mehr locker sondern ich quälte mich zunehmend – das bewusst eingegangene Risiko war also eingetreten.
Vor allem die gefühlten endlosen 2-3km auf der Brücke zurück nach Mannheim wurden eine echte Qual. Wegen den Bauchkrämpfen wäre ich am liebsten dauerhaft auf ein .. gegangen, doch da weit und breit keines war, blieb ich immer wieder stehen oder bin ein paar Meter gegangen um schlimmeres zu verhindern ;-). Erst in Mannheim, ca. 3km vor dem Ziel, war wieder ein Dixi. Das besuchte ich dann auch in aller Ruhe und anschließend konnte ich fast bis ins Ziel locker durchlaufen und es war auch nicht mehr ganz so schlimm ;-).
Im Ziel kam ich nach 3:13:03h an. Durch das schlechte Niveau bedeutete das sogar noch Platz 30 von 724 Männern. In unter 3h wäre ich in den Top Ten gewesen ;-). Eigentlich gar keine soooo schlechte Zeit, doch wenn man die letzten 10km eher steht und geht als läuft, dann hat man einfach nicht das Gefühl einen Marathon „gelaufen“ zu sein. Aber da ich ja wusste, dass das passieren kann, war ich zwar nicht zufrieden, aber damit leben konnte ich auch.
Die Bauchschmerzen waren sicher ein Zeichen, dass ich zu schnell war und zu wenig Substanz hatte. Dass ich durch den Hunger dann noch irgendwelches süßes und klebriges Zeug essen musste, hat meinem Magen sicher nicht geholfen. Beim nächsten Mal sollte ich also einfach etwas mehr trainieren und dann passiert so was auch nicht mehr.