Ist es eine gute Idee eine Woche nach einem Ironman noch einen Marathon mit über 1300 Höhenmetern zu laufen? Sicher nicht, aber da ich schon am Mittwoch, also 4 Tage nach dem Ironman Mallorca, keinen Muskelkater mehr hatte und es sich beim Marathon um den Heidelberg Marathon handelte, den es seit 2013 gibt und den ich mir mit der Strecke immer gewünscht hatte, spielte ich mit dem Gedanken einfach zu probieren mitzulaufen.
Besonders vorbereitet hatte ich mich vorher nicht, denn am Vorabend habe ich unter anderem so unvernünftige Dinge gemacht wie Wetten, dass..? geschaut oder eine Tüte Chips gegessen.
Entschieden zu starten habe ich mich dann letztlich erst am morgen des 5. Oktobers 2014. Also fuhr ich mit dem Rad nach Heidelberg aufs Schloss zum Start, meldete mich an und startete ohne mich warmzulaufen, denn da ich halbwegs locker loslaufen wollte, sollte das Warmlaufen im Wettkampf auf den ersten Kilometern stattfinden.
Das ging auch ganz gut, obgleich es auf dem ersten Kilometer einen steilen Weg runter in die Stadt ging. Hier war mein Tempo auch recht hoch (4:30min/km) und auch nach 3 Kilometern spürte ich meine Beine noch nicht. Das war ein gutes Zeichen, denn es waren die ersten Lauf-/Sportkilometer nach dem Ironman. Auch der erste Anstieg zur Thingstätte und die Stufen dort gingen ganz gut und ich glaubte immer mehr, dass ich ganz gut ohne ungeplante Gehpausen etc. durchkommen sollte.
Von nun an sollte sich zeigen, dass ich als spontaner Starter schlecht vorbereitet war. Ich habe zwar beim Überfliegen des Streckenplans gesehen, dass vor allem die Strecke zwischen Thingstätte und Weißer Stein anders ist als beim letzten Mal, aber mehr habe ich erstmal dabei nicht gedacht. Die Strecke war von nun an aber schwieriger als im Vorjahr. Es waren deutlich mehr Trails statt normaler Waldwege dabei, was vor allem bedeutet bergab langsamer laufen zu müssen, und während es letztes Jahr vom Siebenmühlental in Handschuhsheim stetig bergauf zum Weißen Stein ging, musste man in diesem Jahr gefühlte zwanzig Mal noch mal ein gutes Stück bergab (und damit natürlich wieder bergauf) laufen.
Trotzdem kam ich mit immer noch nicht allzu schweren Beinen am Weißen Stein an und die Halbmarathonmarke überquerte ich nach etwas über 1:50h und glaubte, eine Zeit unter vier Stunden erreichen zu können. Dabei bestärkte mich, dass ich mir zum einen deutlich schneller als im Vorjahr vorkam (wobei die Strecke dieses Mal bergiger und schwerer war) und zum anderen daran, dass um mich herum sehr wenig auf der Strecke los war. Manchmal lief ich ganz einsam und sah ich keinen Läufer vor mir. Hier sollte sich aber später herausstellen, dass deutlich weniger Teilnehmer als 2013 am Start waren.
Nach dem Weißen Stein ging es dann meist bergab, manchmal auch flach, nach Ziegelhausen über die Brücke nach Schlierbach und dort gleich wieder bergauf in Richtung Himmelsleiter. Hier waren ein paar sehr steile Stücke dabei, die ich ging statt zu laufen. Dennoch überholte ich und fühlte mich immer noch recht gut bzw. so gut wie man sich eben nach ca. 1000 Höhenmetern und über 30km fühlt.
Als ich an der Himmelsleiter ankam, war ich wieder alleine. Schon bei den ersten Stufen merkte ich, dass es wieder sehr hart werden würde bis ich die mehr als 1000 Stufen hochgestiegen sein werde. Ich ging ganz langsam (viel langsamer als ich daheim das Treppenhaus hoch und runter renne) und fand es sehr grotesk dabei von Zuschauern angefeuert zu werden, denn langsames Gehen kann doch unmöglich sportlich aussehen.
Diesmal ohne Pause kam ich heilfroh oben an. Die Uhr stand bei 3:36h und meine Hoffnung auf die Zeit von unter 4 Stunden schwand beim Abstieg sehr schnell, denn ich hatte zwar noch in Erinnerung, dass der Weg holprig und langsam ist, hatte ihn aber noch unterschätzt. So holperte ich teilweise langsamer als bergauf zum Schloss runter, wo ich in 4:06:47h ins Ziel kam. Damit belegte ich Platz 26 unter 323 Männern. Der zweite Halbmarathon war also deutlich langsamer als der erste, was aber weniger daran lag, dass ich eingegangen bin, sondern vielmehr daran, dass die Strecke noch schwieriger und langsamer wurde. 1000 Stufen bedeuten wahrscheinlich nicht mal einen Kilometer, trotzdem brauchte ich locker 10 Minuten dafür.
Das unvernünftige Experiment eine Woche nach einem Ironman einen bergigen Marathon zu laufen ging also gut. Ich war ca. 1min schneller als vor einem Jahr – und das auf langsamerer Strecke. Dass es langsamer war, zeigt sowohl meine bessere Platzierung als auch die Zeiten von anderen Läufern, die allesamt deutlich länger brauchten als im Vorjahr. Insgesamt steckt in der neuen Strecke deutlich mehr vom „Trail“ aus dem Veranstaltungsnamen. Generell finde ich das natürlich nicht schlecht, denn es ist mal was anderes. Ob es aber wirklich sein muss, die Läufer, die sicher alle mehr oder weniger kaputt nach über 37km auf dem Königstuhl ankommen, eine extrem steinige und sehr schwer zu laufende Strecke zurück in die Stadt jagen zu müssen, weiß ich nicht. Hier gibt es klar auch den ein oder anderen besseren Weg, der dennoch noch nicht als Waldautobahn durchgehen würde.