Am 3. Oktober startete ich zum dritten Mal in Folge und zum fünften Mal insgesamt beim Heidelberger Marathon. Generell war ich fit und konnte das ganze Jahr über quasi ohne Pause trainieren. In den meisten Wochen habe ich mindestens 10 Stunden Ausdauersport gemacht, davon jedoch recht viel auf dem Rennrad. Gelaufen war ich bisher ca. 1200km, meist zwei Mal pro Woche, davon ein kurzer und ein längerer Lauf. Dazu mehr als 8000km auf dem Rad. Auch in der unmittelbaren Vorbereitung lief ich dann nur zwei Mal pro Woche, wobei der lange Lauf dann meist über 30 oder mehr bergige Kilometer ging. Ich war also ausreichend, aber nicht spezifisch auf einen Marathon vorbereitet.
Unmittelbar vor dem Wettkampf habe ich dann für ein paar Ausreden für den Fall gesorgt, dass es nicht so gut laufen sollte. Eine Woche vorher wanderte ich mit einem Freund beim Heidelberger Mammutlauf einen bergigen Marathon, was mir zwei schöne Blasen an den Fersen bescherte. In der Vorwoche ruhte ich mich nicht besonders aus und als dann am Vortag noch mal super Wetter war, ließ ich es nicht sein noch mal 100km locker Rennrad in der Sonne zu fahren und hab mir trotzdem vermutlich meine Kohlenhydratspeicher etwas leer gefahren
Der Start am Sonntag war um 11.00h – ich konnte also ausgeschlafen nach Heidelberg radeln. Bei super Bedingungen – 15-20°C, trocken, aber keine Sonne – lief ich im Block der ersten 50 Läufer:innen gleich flott los und es war von der ersten Steigung an wirklich anstrengend. Hier war mir schon klar, dass ich recht weit vorne dabei war, denn die meisten aus der ersten Gruppe ließ ich schon vor der alten Brücke hinter mir.
Neben der Anstrengung hatte ich auch von Beginn an leichten Hunger, obwohl ich 6 Honigtoasts gefrühstückt hatte. Ich hoffte zunächst, dass einfach die Verdauung noch nicht richtig eingesetzt hatte, aber es wurde nicht besser. Bei den Stufen die Thingstätte hoch mussten die paar Läufer um mich herum reißen lassen und ab dem Bergabstück danach war ich ziemlich alleine unterwegs, was sich erst änderte, als kurz vorm Weißen Stein die 30km Läufer wieder auf die Marathonstrecke kamen. Auf dem Weg dorthin war es weiter hart, aber im Gegensatz zu letztem Jahr, wo ich längere steile Stücke zum Weißen Stein gehen musste – auch weil es voller war und teilweise Corona-bedingtes Überholverbot herrschte – lief ich in diesem Jahr bis auf wenige Meter alles. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon zwei Gels gegessen, was eigentlich viel zu früh war.
So war es zwar sehr anstrengend, aber dennoch kam ich ca. 2 Minuten schneller als 2020 am Weißen Stein an. Von dort ging es erst mal nur ganz leicht, dann steiler bergab, was ich wieder ganz flott laufen konnte. Als es dann nach ca. 23km wieder hoch ging, musste ich die steilen Bergaufstücke gehen. Ca. 100m vor mir sah ich die ganze Zeit einen Marathonläufer, doch da der Abstand gleich blieb, war ich trotz aller Härte weiter guter Dinge meine bisherige Bestzeit zu unterbieten oder zumindest ähnlich schnell sein zu können
Bei der zweiten Verpflegungsstation am Stift Neuburg musste ich wie schon am Weißen Stein anhalten, um genug zu Essen und zu Trinken, denn ich fürchtete wirklich einen Einbruch. Das flache Stück am Neckar konnte ich wieder gut unter 5min/km laufen doch als es dann in Schlierbach zum Königstuhl ging, war es wieder schlagartig sehr schwer. Hier ging ich eine ganze Weile, wie auch die 30km-Läufer um mich herum. Auf einem besonders steilen 1,5km langen Stück wechselte ich dann immer zwischen 1 Minute Gehen und 30 Sekunden Laufen, mehr Laufen war nicht drin – für diese 1,5 Kilometer benötigte ich dann auch über 12min.
Dennoch erreichte ich nach 35km und 3:10h den Beginn der Himmelsleiter – das sollte eigentlich locker für eine Zeit unter 4h reichen. Die Himmelsleiter bin ich in diesem Jahr häufiger als früher im Training hochgegangen und die letzten Jahre ging es auch im Marathon eigentlich immer ganz gut. Dieses Jahr war es aber gefühlt besonders hart und ich kam mir sehr langsam vor. Den Läufer vor mir hatte ich stets noch im Blick, doch auch hinter mir schienen ein paar aufgeholt zu haben, denn es waren 3-4 Läufer:innen nur wenige Stufen hinter mir. Die hatte ich davor nicht wahrgenommen, d. h. sie hatten wohl seit Ziegelhausen ordentlich aufgeholt.
Bei aller Qual kamen die hinter mir aber doch nicht näher, dagegen kam ich langsam aber sicher meinem Vordermann näher, ehe ich ihn auf den letzten Stufen überholte. Auf dem nun folgenden übelsten, da sehr steinigen, 1km langen Bergabstück konnte ich es gut laufen lassen und konnte meinen Vorsprung überraschenderweise ausbauen. An den beiden U-Turns sah ich von hinten niemanden. Gerade als der Weg besser wurde und es nur noch Schotter war, erwischte es mich und plötzlich lag ich auf dem Waldboden. Ich merkte schnell, dass ich wohl nur ein paar Schrammen hatte, doch beim Aufstehen hatte ich so ziemlich zum ersten Mal Krampfansätze und ich musste mich erst mal dehnen. Da knapp 100m nach meiner Sturzstelle eine Verpflegungsstelle kam, lief ich dorthin, trank einiges und musste mich noch mal dehnen, ehe es weiter ging. Die Krampfansätze blieben zunächst und da ich noch mal gehen musste, überholte mich nun doch noch ein Läufer ehe ich wieder ein normaleres Tempo aufnehmen konnte.
Auf dem Weg über die Molkenkur und den Schlosspark überholte mich noch die erste Frau, doch ansonsten lief es doch erstaunlich gut und ich kam nach 3:54:34h ca. 2min schneller als bisher zufrieden ins Ziel. Das war wirklich vom ersten Kilometer an ein hartes Stück Arbeit. Normalerweise ist ein Marathon ja zu Beginn eher locker und wird hintenraus dann zäh. Mit etwas mehr Lauf-Training sollte ich konstanter sein und habe bestimmt noch ein wenig Luft auf eine noch bessere Zeit. Mit der Zeit belegte ich den 7. Platz unter 132 Männern. Insgesamt aß ich 4 Gels und zwei Bananen. Im nächsten Jahr muss ich noch mehr frühstücken und darf nicht weniger Verpflegung mitnehmen.
Schön war auch, dass meine Frau und Kinder mittels überraschend geliehenem Fahrradequipment mich an mehreren Stellen anfeuerten. Das machte mich bestimmt nicht langsamer :-).