Elf Jahre nachdem ich zuletzt einen Marathon unter 3 Stunden gelaufen bin und auch elf Jahre nachdem ich zuletzt beim Frankfurt Marathon startete, wollte ich am 30. Oktober 2022 mal wieder versuchen, dort die 3 Stunden zu unterbieten.
Als Grundlage für mein Training nahm ich den Steffny-Trainingsplan, mit dem ich alle fünf Sub3-Marathons geschafft habe. Allerdings habe ich im Wesentlichen nur die Schlüsseleinheiten, d. h. Tempo-, Intervall- und lange Läufe, aus dem Plan gemacht. Den Rest wollte ich mit langen Radfahrten und Ballsportarten ausgleichen. Bei meiner Marathonbestzeit 2010, als ich im Ironman-Training war, hatte das auch sehr gut funktioniert.
Außer zwei Wochen, in denen ich Mitte September krank war, konnte ich alle geplanten Einheiten gut durchziehen und war meist auch etwas schneller, als es der Plan verlangte. Leider fehlten mir jedoch durch die Krankheit zwei 10km-Testwettkämpfe. Den Test-Halbmarathon drei Wochen vor dem Marathon lief ich zwar eine Minute langsamer als gefordert (1:26h statt 1:25h), aber dennoch stimmte mich dieser Test positiv, dass auch in Frankfurt eine Zeit von unter 3h möglich, aber nicht sicher zu schaffen ist. Insgesamt kam ich 2022 bis zum Wettkampf auf ca. 1440 Lauf- und 9000 Rennrad-Kilometer.
Dank Zeitumstellung fuhren wir mehr oder weniger ausgeschlafen gegen 7.15h los. Gefrühstückt hatte ich drei Marmeladenbrötchen mit einer großen Tasse gezuckertem Tee.
Bei schönem Herbstwetter (15-20°C, Sonne) konnte ich dieses Mal die Wartezeit ohne zu frieren schon in Wettkampfkleidung im ersten Startblock verbringen und nach etwas langweiliger Wartezeit ging es um 10.00h endlich los.
Von Beginn an war es anstrengender als ich es gerne gehabt hätte, aber dennoch lief ich konstant immer etwas unter den notwendigen 4:15min/km. Ich hoffte einfach, dass der Diesel erst nach einer Weile warmlief und es hintenraus eher leichter, statt schwerer werden würde. So war das bei mir schon das ein oder andere Mal. Puls usw. waren auch recht konstant und so wurde ich am Anfang mit jedem Kilometer optimistischer. Generell etwas stressig war auch, dass es immer sehr voll war. Ich lief immer im Umfeld der beiden 2:59h Zugläufer, was es gerade an den Verpflegungsstellen schwer machte, was abzubekommen. Obwohl ich vor dem Start noch mal eine Kleinigkeit gegessen hatte, bekam ich bald ein leichtes Hungergefühl und fing schon nach 10km an, Gels zu essen (insgesamt ca. 5 Stück). Das half und bald verschwand das Hungergefühl ohne noch mal wieder zu kommen.
Den Halbmarathon absolvierte ich in ca. 1:29h, hatte also 1min Puffer. Doch von da an wurde es doch immer schwerer und als sich das nicht besserte, begann ich zu überlegen, ob ich den 3h Plan nicht aufgeben und das Tempo rausnehmen sollte. Als es dann bei Km26 in einem Stadtteil etwas bergauf ging, war es so weit. Ich wusste, dass ich das Tempo nicht noch 16km werden halten können und nahm das Tempo raus. Zunächst hoffte ich, dass ich mit 5-10 Sekunden weniger pro Kilometer weiterlaufen könnte um dann vielleicht zurück in der Innenstadt noch mal eine zweite Luft zu bekommen, doch daraus wurde nix.
Ich wurde stattdessen stetig immer langsamer, und zunächst sehr viel überholt. Aber es half nix. Ich war mir sicher, dass ich total eingehen würde, wenn ich weiter krampfhaft versuchen würde, mein Tempo zu halten. Zunächst hoffte ich dennoch, nur ganz knapp über 3h bleiben zu können, aber da sich der Schnitt immer näher an 5min/km näherte, war auch diese Hoffnung bald dahin.
Immerhin konnte ich immer weiterlaufen und ging nicht ein, denn auf den letzten Kilometern konnte ich dann auch wieder Leute überholen, die gehen mussten oder gar am Straßenrand standen.
Nicht wirklich glücklich, aber auch nicht ganz unzufrieden überquerte ich nach 3:07:37h die Ziellinie in der Frankfurter Festhalle. Ich wusste vorher, dass mein Training nicht gut genug war, um es sicher unter 3h schaffen zu können. Nun weiß ich, dass ich beim nächsten Versuch mehr machen muss. Aus meiner Sicht vor allem abseits vom Laufen, d. h. auch mal Schwimmen gehen und auf dem Rad nicht nur Grundlage fahren, sondern in den Wochen vorm Marathon auch härtere Einheiten. Dazu noch 1-2kg weniger auf den Rippen und im Vorfeld ein paar mehr kürzere Wettkämpfe – „so einfach“ könnte es klappen ;-).
Die Zeit war in meinem 34. reinen Marathon immerhin meine 7. beste Zeit. Das bedeutete den 811. Platz unter 6248 Männern und den 194. Platz von 962 in der AK35.