Mein Hauptwettkampf 2024 war am 7. Juli die Challenge Roth, der wohl in Bezug auf Zuschauer (~300.000 in 2023) und Teilnehmer (~3400 Einzelstarter) größte Langdistanztriathlon der Welt. An dem Wochenende steht die Stadt Roth und der gesamte Landkreis Kopf und das Rennen ist überall wahrnehmbar: Von der vollen Triathlon-Messe bis zum übervollen Campingplatz am Schwimmstart.
Wie schon im Bericht zu Heilbronn geschrieben hatte ich 2024 geringere Kilometer-Trainingsumfänge als in den Vorjahren. Doch gerade die letzten Wochen konnte ich konstant trainieren und so kam doch einiges zusammen. Im Schnitt trainierte ich pro Woche mit 11,5h mehr als gefühlt. In Kilometern: Auf Rolle und draußen kamen 4800km auf dem Rad, im Laufen sehr gute 950km (in nur 2 Läufen pro Woche) und im Schwimmen kamen 91km zusammen. Als optimales Ziel wollte ich gerne unter 10h bleiben, was sicherlich realistisch war, aber 2023 in Frankfurt bei ähnlicher Vorbereitung nicht klappte. Freitags hatte ich mich nach langer Zeit mal wieder gewogen und war über die 70kg sehr erfreut. Die letzten Jahre wog ich eigentlich immer 72-73kg ohne besonders auf die Ernährung zu achten. Zwei Kilo weniger beim Laufen rumschleppen sollte sich sicher positiv auswirken.
Das Wochenende wollten wir auf der Campingwiese am Schwimmstart verbringen. Da diese 2023 dem Hörensagen nach voll ausgelastet war, fuhren wir mit Sack und Pack am Freitagmittag los. Wegen vieler Staus (bis hinter Heilbronn benötigten wir fast 2h) fuhren wir dann aber spontan erst statt zum Camping nach Roth, wo wir pünktlich um 18h zum Anpfiff des Viertelfinal-Spiels Deutschland gegen Spanien ankamen. In der Halbzeit holte ich die Startunterlagen und da unsere Bekannten am Campingplatz ankamen und berichteten, dass er wieder schon fast voll war, fuhren wir nach dem Ausgleich und während der Verlängerung auch dorthin, wo wir aufgrund der Suche nach einer Lücke für unser Zelt das Ausscheiden der Nationalmannschaft nicht mehr wirklich verfolgten.
Den Samstagmorgen verbrachten wir bei perfektem Wetter 1-2h am Rothsee, wo ich noch ein paar hundert Meter schwamm um frisch zu bleiben. Danach fuhren wir mit dem Rad ca. 10km nach Roth um noch mal in Ruhe über die große Messe zu schlendern. Wurden wir am Anfang gegrillt, zogen nachmittags Gewitter auf, weshalb wir nach einer längeren Pause im Garmin-Stand mit dem Zug zurück zum Zelt fuhren. Dort musste ich mich etwas beeilen um noch mein Rad rechtzeitig vor 18h in der Wechselzone abzugeben. Nachdem ich alle Wechselbeutel gerichtet hatte, von unseren Bekannten mit Camper bekocht wurde und wir noch mal zum Schwimmstart spazierten, ging es um 22h ins Zelt und ich schlief auch sehr gut ein, denn ich war nicht besonders nervös.
Um 5h klingelte der Wecker und nach dem Frühstück (etwas Schokomüsli mit Hafermilch, einem Milchreis, einem Brötchen mit etwas Käse und ein paar kleine Stücke Zitronenkuchen) machte ich mich auf zum Start, wo ich mein Rad fertig machte (Aufpumpen, Verpflegung ans Rad usw.). Insgesamt ging ich an dem Morgen 5x aufs Dixi-Klo, denn ich hatte schon Samstags das Gefühl, dass noch einiges im Bauch war und ich wollte unbedingt vermeiden beim Laufen so viele Pausen wie in Nizza 2023 einlegen zu müssen. Das Wetter versprach gut zu werden. Es könnte durchaus mal regnen, aber es sollte kaum Wind, wenig Sonne und vor allem nicht viel mehr als 20°C geben. Kurz vor dem Start stellte ich fest, dass ich vergessen hatte meine Uhr aufzuladen – sie stand bei 55%. Also habe ich noch schnell alles auf „nur-GPS“ gestellt um Akku zu sparen und mir vorgenommen so schnell zu sein, dass es reichen sollte. Das Drama wäre kaum auszudenken, würde mir am Ende ein Stück der Aufzeichnung fehlen ;-).
Genau rechtzeitig vor meinem Start um 7:10h erreichte in den Einstieg in den Main-Donau-Kanal und ohne Hektik und vor allem ohne Langeweile ging es auch schon gleich los. Bei knapp über angenehmen 20°C Wassertemperatur war ich recht lange im Getümmel und erst nach über 500m wurde es ruhiger. Bei meinem letzten Start 2017 dort, war ich quasi sofort alleine, da alle nach vorne weggeschwommen waren. Nun schien es deutlich besser zu laufen – das Schwimmen selbst fühlte sich auch wirklich gut an und machte durchaus Spaß. Da man im Kanal ständig das Ufer mit Schildern sehen konnte, war mir klar, dass ich für meine Verhältnisse gut unterwegs war. Wie schon bei meinen langen Einheiten zuletzt wurde es nie schwerer und ich konnte bis zum Ende gut Druck machen. Vor allem gegen Ende überholte ich einige und kam nach 1:11:38h (für 3,8km) in neuer Schwimmbestzeit aus dem Wasser. Das ging schon mal gut los.
Auf dem Rad zeigte sich auch schnell, dass die Beine gut waren. Ich fuhr die ganze Zeit nach Leistung (ca. 220W NP war meine Orientierung) und es wurde nie schwer. Trotz weit über 1000Hm ist die Strecke sehr schnell und über fast alle Wellen kommt man sehr gut drüber. Auf den jeder der zwei Runden gibt es nur eine Abfahrt mit ein paar engen Kurven auf denen gebremst werden muss. Ansonsten konnte man fast alles durchfahren.
Leider begann es nach ca. 50km zu regnen, weshalb ich eher das Tempo erhöhte um im Einteiler nicht zu frieren. Es wurde zwar trotzdem etwas kühl, aber es hörte auch schon bald wieder auf. Generell war es schon sehr voll auf der Radstrecke und ich versuchte immer – notfalls auch durch Zurückfallenlassen – die geforderten 12m Abstand einzuhalten, was manchmal auch nervte. Meistens jedoch nahm ich größere Gruppen vor mir eher zum Anlass schnell vorne vorbeizufahren. Bei 90km (also der Hälfte der Strecke) war ich bei knapp unter 2:30h. Da ich unbedingt das Radfahren auf einer Langdistanz einmal unter 5 Stunden beenden wollte, nahm ich mir vor weiter Gas zu geben und notfalls beim Marathon eben langsamer als sonst möglich zu laufen. Dies klappte super und da die Radstrecke auch ca. 2km zu kurz war, erreichte ich schon nach etwas mehr als 4:52h die Wechselzone. Das war sicher auch dem Wetter geschuldet, denn es blieb weiter angenehm kühl und ich fühlte nie Gegenwind, wenn dann höchsten mal abschnittsweise Rückenwind. In Frankfurt 2023 benötigte trotz ähnlichem Wattschnitt (NP) fast 20min länger (wobei es dort ca. 4km länger, wärmer und vor allem windiger war).
Insgesamt trank ich auf der gesamten Radstrecke weniger als 1,5l Wasser (plus ein paar „flüssige“ Gels). Durch das kühle Wetter war mehr scheinbar wirklich nicht nötig und ich erinnerte mich noch gut an Frankfurt 2011, wo ich bei ähnlichen Bedingungen mehr trank und insgesamt 5 (!) Pinkelpausen auf dem Rad einlegen musste. Diesmal hielt ich gar nicht an (um das 5h Ziel nicht zu gefährden), musste dann aber sehr dringend in der zweiten Wechselzone. Gegessen habe ich zwei Riegel und sehr viele Gels. In der letzten Stunde bekam ich etwas Hunger und aß alle Gels auf, die ich noch hatte und in den letzten Verpflegungsstellen bekommen konnte.
Nach ca. 6:11h Rennzeit ging ich auf die Laufstrecke. Mir war klar, dass da viel schief gehen müsste, um nicht unter 10h zu bleiben. Selbst in Nizza, als ich gefühlt einen furchtbaren Marathon gelaufen bin, lief ich 3:47h. Wie immer lief ich zu schnell an, konnte das Tempo jedoch bald bei für mich guten aber natürlich dennoch flotten 4:45min/km einpendeln.
Da der Hunger immer noch leicht da war, lief ich immer mit Gel in der Hand und nippte ständig daran, da mir der Zucker schon im Hals stand und ich nicht viel auf einmal essen konnte. Nach ca. 11km kam das „volle Magen Problem“ plötzlich wieder und so musste ich eine ca. 2min lange Pause auf dem Dixi einlegen. Danach war das Problem für den Rest des Wettkampfs aber gelöst.
Zwischen KM 5 und 25 lief man die ganze Zeit auf einer Wendestrecke am Main-Donau-Kanal. Roth ist dafür berüchtigt, doch besonders angenehm empfand ich es nicht. Zum Glück lief es gut für mich, weshalb es erträglich war. Muss man sich hier schon richtig quälen, können sich die 20km sicher auch wie 40km anfühlen. Überraschend feuerte mich ein Kollege bei der zweiten Wende am Kanal an, was wirklich gut tat in der Monotonie ein bekanntes Gesicht zu sehen und mir Schwung für den Rückweg gab.
Den ersten Halbmarathon lief ich in ca. 1:39h (mit der Pause), d. h. die Uhr stand da bei 7:50h. Ich war mir dann schon quasi sicher, dass ich unter 10h bleiben werden würde und auch schon extrem optimistisch, dass ich eine neue Bestzeit aufstellen werden würde (die alte, 9:49h, stammte aus der „Vor-Kinder-Zeit“ 2013 in Frankfurt), schließlich hatte ich selbst dafür noch 2h Zeit für einen Halbmarathon.
Zwar war es schon hart und es tat auch wirklich weh, aber durch den guten Verlauf machte es trotzdem Spaß und ich lief sehr konstant weiter Zeiten von knapp unter 5min/km. Die letzten 12km durch Roth nach Büchenbach und zurück waren dann etwas welliger und entsprechend mein Tempo nicht mehr so konstant. Doch da es ab Büchenbach quasi nur noch bergab ging, war ich mental da schon fast im Ziel.
Die letzten Kilometer liefen weiter top. Bei KM 40 stand meine Uhr bei 9:22h, d. h. ich musste nicht beschleunigen um gar unter 9:30h bleiben zu können, denn ein 4er Schnitt war nun wirklich nicht mehr drin. Irgendwo da meldete sich auch meine Uhr, dass der Akkustand niedrig sei 😉 (was aber sicher noch für eine weitere Stunde gereicht hätte). Erst im Ziel (9:30:23h) stellte ich fest, dass der letzte KM deutlich kürzer war und ich mit etwas Tempo vielleicht die 9:30h sogar hätte unterbieten können. Den Marathon (bzw. die von mir gemessenen 41,6km) absolvierte ich in 3:18:27h, womit ich natürlich auch sehr zufrieden war.
Meine alte Bestzeit unterbot ich um ca. 19min. Natürlich lag das auch an den perfekten Bedingungen, denn auch die anderen Teilnehmer waren wirklich flott unterwegs. Die Zeit bedeutete unter 500 Teilnehmern in der AK40 „nur“ den 68. Platz. Insgesamt belegte ich den 439. Platz unter 2761 Männern. Das war relativ gesehen im Vergleich zu meinen anderen „guten“ Wettkämpfen sehr ähnlich. Insgesamt habe ich bestimmt meine beste Leistung abgerufen, die an diesem Tag möglich war, denn ich erreichte in allen Disziplinen Bestzeiten bzw. im Laufen war ich sehr nah dran. Das zeigte auch der Muskelkater in den Tagen danach, der sonst meist weniger schlimm war.
Roth ist wirklich ein krasser Wettkampf. Bis auf die 20km am Kanal (da sind Mehrrunden Laufstrecken wie in Frankfurt deutlich zuschauer- und athletenfreundlicher) gibt es überall unzählige Zuschauer. Alleine was morgens um 6h an der Schwimmstrecke (am Kanal ;-)) los ist, ist genauso Wahnsinn, wie der Solarer Berg.