Rad am Ring 2019

Immer mal wieder was Neues. Da drei Kollegen noch einen vierten Fahrer für eine 4er Staffel beim 24h-Radrennen „Rad am Ring“ auf dem Nürburgring suchten, sagte ich spontan zu. Dabei gilt es in 24h möglichst viele Runden auf der berühmten Nordschleife zu fahren. Eine Runde hat ca. 26km sowie 550 Höhenmeter. Gewechselt werden kann jeweils im Motodrom, also zu Beginn bzw. am Ende jeder Runde.

Das Rennen fand von Samstag den 27. bis Sonntag den 28. Juli 2019 statt. Als zwei Wochen vorher die ersten Wettervorhersagen verfügbar waren, sah alles noch gut aus. Doch je näher das Rennen kam, desto klarer wurde, dass es bis Freitag und ab Montag trocken und heiß sein würde – die beiden Renntage dazwischen aber recht nass, glücklicherweise aber nicht sonderlich kalt werden würden.

Besonders trainiert hatte ich nicht. Nach den 1000 Radkilometern auf Mallorca an Ostern kamen bis zum Rennen nur noch weitere 500km dazu. Hundert davon drei Tage vorher um das dann doch noch aufkommende schlechte Gewissen zu beruhigen. Aber immerhin war ich einigermaßen oft Laufen und fühlte mich also halbwegs fit um gut durchzukommen.

Generell wollten wir das ganze Rennen locker angehen. Ohne dass wir die Strecke kannten, gingen wir davon aus, dass wir ca. 1h für eine Runde brauchen würden. Das hieße im absolut optimalen Fall würde jeder sechs Runden fahren können, wenn es weniger werden sollten, wäre es aber einfach so. Hauptsache wir hatten Spaß und kamen unfallfrei durch.

Schon vor dem Rennen zeigte sich, dass auch Campingerfahrung von Vorteil ist und das Packen des Autos war sicherlich mindestens so anstrengend und schweißtreibend wie eine Runde auf der Nordschleife. Koni, Michael und ich reisten dann freitags Nachmittag in einem absolut voll beladenen Auto an. Andreas kam erst am Samstag. Nachdem wir unsere Parzelle gefunden hatten, die knapp 50m entfernt von der Strecke war, bauten wir unsere Zelte und unser Pavillon auf, ehe wir zur Pastaparty gingen und uns mit Nudeln satt aßen.

Vollgepackt
Zelt Aufbau

Am Samstagmorgen blieb der angekündigte Regen bzw. das Gewitter erst mal aus, so dass wir die Wettkampfbesprechung im Trockenen anhören konnten. 

Ich war unser erster Fahrer. Der Start erfolgte um 12:45h und ich machte mich schon knapp 30min vorher auf den Weg. Die Wartezeit bis zum Start war die langweiligste Zeit am ganzen Wochenende.

Am Start

Als es losging war ich natürlich mittendrin in einem großen Feld. Das liegt mir nicht so gut und ich fuhr entsprechend vorsichtig. Auch, weil ich die Strecke nur von Google Maps und dem Höhenprofil kannte. Ich wusste zwar, dass es auf der ersten Hälfte tendenziell viel bergab gehen würde, aber wie genau und wo Kurven oder Schikanen waren, wusste ich nicht.

Ich fuhr also vorsichtig und wurde zunächst sehr viel überholt, denn es ging steil runter und mir war es nicht geheuer, dass neben mir immer mehrere Fahrer waren und nach vorne auch nicht viel Abstand zum nächsten war. Nach 11km ging es zum Glück bergauf und ich begab mich wie im Triathlon auf die Überholspur. Nach ca. 5km mit 300Hm Anstieg kam die „Hohen Acht“. Das war Scheitelpunkt, ab dem es wieder welliger Richtung Ziel ging. Nach ca. 52min beendete ich meine erste Runde – teilweise sogar in der Sonne und immer noch trocken – und übergab an Koni.

Nun ruhte ich mich erst mal kurz aus, ging dann in die kalte Dusche und aß noch mal einen Teller Nudeln bei der offiziellen Gastronomie. Es begann nun immer mal wieder zu Regnen, doch die Gewitter blieben zum Glück aus.

Gegen 16:45h machte ich mich wieder fertig für meine zweite Runde, doch da es regnete, war meine Motivation nicht sonderlich hoch, loszufahren. Doch da es nicht zu kalt war und meine drei MitfahrerInnen auch schon nass wurden, fuhr ich doch los. 

Im Gegensatz zu meiner ersten Runde hatte sich das Feld mittlerweile entzerrt, dennoch konnte ich die erste schnelle Hälfte nicht genießen, denn ich war einfach der langsamste und vorsichtigste Abfahrer. Da ich nicht noch jemandem im Weg sein wollte (um auch nicht umgefahren zu werden), fuhr ich weiter sehr vorsichtig. Erst als es in den Anstieg ging, konnte ich im Kopf frei fahren. Nach diesmal 58min übergab ich wieder an Koni.

Da ich ab nun jede Runde nass (aber zum Glück nie frierend) beenden sollte, begann immer das gleiche Spiel: Schnell in trockene Sachen und was Essen. Dafür hatten wir vor allem Toast, Obst und Süßkram wie Kekse mitgenommen. Außerdem mussten die nassen Sachen aufgehängt werden. Gut war, dass jede Parzelle einen Stromanschluss hatte. So konnte ich mich auch mal föhnen und meine – trotz Überschuhen – durchnässten Schuhe mit meinem Skischuhtrockner zumindest bis zur nächsten Runde wärmen. Zum Trocknen reichte die Zeit nicht. Auch sonst waren die Pausen nie völlig entspannt und da immer einer von uns gerade kam oder sich fertig machen musste, kam auch keine echte Geselligkeit mehr auf. Das hatte ich vorher anders erwartet, doch drei Stunden Pause gehen dann halt doch schnell rum.

Meine dritte Runde war dann in der Dämmerung. Gut, dass ich meine Lichter schon mitgenommen hatte. Denn am Anfang brauchte ich sie noch nicht, am Ende der Runde aber unbedingt. Da es gerade auch mal nicht regnete und die Strecke teilweise schon abgetrocknet war, war diese Runde noch mal etwas schneller und ich übergab nach 54min im Dunkeln an Koni.

Da es nun schon 22h war und ich erst wieder nach 1:00h nachts dran sein würde, legte ich mich ins Zelt, nachdem ich noch mal im Fahrerlager Nudeln gegessen hatte. Leider konnte ich nicht gut einschlafen und schlief erst 20min vorm Klingeln meines Weckers ein. Aber besser 20min Schlaf als gar keinen.

Meine Motivation loszufahren war nicht sehr groß, denn ich war ja gerade aus dem Schlaf gerissen worden, es regnete und es war außerdem nun auch noch neblig. Zum Glück fuhren die allermeisten anderen Fahrer nun auch sehr vorsichtig, denn gerade bergab war die Sicht sehr eingeschränkt. Man konnte sich nur an den äußeren Fahrbahnmarkierungen in seinem Licht sowie an den vorausfahrenden Fahrern orientieren. Auf der zweiten Streckenhälfte wurde es zum Glück wieder besser, so dass ich dort halbwegs normal fahren konnte. Mittlerweile kannte ich auch einige der berühmten Streckenabschnitte wie der Fuchsröhre, dem Bergwerk, dem Karussell oder eben der hohen Acht, wo übrigens die letzten paar hundert Meter um die 10% Steigung hatten, was mit jeder Runde zäher wurde (einige Fahrer schoben hier schon ab der ersten Runde). Durch die sehr langsame und vorsichtige Abfahrt war dies mit 1:05h meine langsamste Runde.

Nachts an der Strecke

Danach aß ich nur was Kleines in unserem Pavillon ehe ich wieder versuchte zu schlafen, was wieder nur sehr schwer gelang. Etwas länger als bei der ersten Pause schlief ich schon, doch das erneute Aufstehen – nun um 5:45h – war wieder hart. 

Bis zum Start meiner fünften Runde wurde es zum Glück wieder hell, doch es regnete. Mittlerweile waren meine trockenen Sachen aufgebraucht und ich musste nun in nasser Kleidung losfahren. Gut war, dass es gleich nach einer kurzen Abfahrt im Motodrom ein paar hundert Meter bergauf ging. So wurde es mir immer gleich warm. Zwar regnete es die meiste Zeit, vor allem gegen Ende, doch da ich wieder sehen konnte und die Strecke nun kannte, fuhr ich auch bergab nicht ganz so langsam. Bergauf kam ich auch noch ganz anständig. Nach 58 Minuten wollte ich meine Staffelstab-Trinkflasche an den nächsten Fahrer übergeben, doch mein Team war vom mittlerweile anhaltenden Regen verständlicherweise nicht sonderlich motiviert, direkt weiter zu fahren.

Da ich niemanden der Schlafenden in den Zelten aufwecken wollte, zog ich mich im Auto um und da ich schon mal drin war, legte ich mich dort – Handwerkerauto sei Dank – gemütlich hin und schlief zum Glück bald ein, nachdem ich mit meiner Familie telefoniert hatte. Die waren mittlerweile wach, denn es war schon fast 8h morgens.

Als ich aufwachte, war mein Team wieder am Fahren. Koni war schon wieder von ihrer fünften Runde zurück, Michael war unterwegs und Andreas machte sich bald fertig. Es war auch klar, dass es für jeden von uns für genau fünf Runden reichen würde. Damit war klar, dass ich nicht mehr fahren musste.

Regen

Da es ja nun dauerhaft regnete und wir nur noch wegwollten, fingen wir schon an während der letzten Runde von Andreas zu packen. Im Regen waren wir schnell durchnässt. Zwischenzeitlich waren auch auf den Wiesen Pfützen, so dass das Ende der Veranstaltung nicht ganz so angenehm verlief.

Noch mehr Regen

Unter 635 Männerteams (obwohl wir ja ein Mixed-Team waren) belegten wir den 342. Platz. Aufgrund unserer Unerfahrenheit und für den ersten Start war das ein super Ergebnis und wir waren sehr zufrieden. Die angepeilte Stunde pro Runde passte recht genau. Nur das unbeständige und nasse Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, so dass wir nicht noch mehr Runden fahren konnten. Somit hatte das Wetter einen größeren Einfluss auf das Ergebnis als die Fitness.

Letztlich waren wir vor allem froh, unfallfrei durchgekommen zu sein, was nicht selbstverständlich war, denn andere Fahrer erwischte es.

Der Start für 2020 ist schon fest eingeplant. Ich selbst habe schon aufgerüstet, denn schon während des Rennens begann ich nach einem neuen Rennrad mit Scheibenbremsen zu schauen, welches ich dann letztlich auch bestellt habe. Damit sollte ich (nicht nur am Nürburgring) deutlich sicherer den Berg runterkommen. Außerdem war mein aktuelles elf Jahre alte Rennrad mit Allwetterbereifung und Gepäckträger bestimmt nicht das optimale Material für Rennen und lange Rennradtouren, die ich in den letzten Jahren zwangsbedingt meist auf dem Triathlonrad absolvierte.